Schneller - Höher - Weiter.

Ein Sportprojekt (2008)

Schneller – Höher – Weiter, ein szenischer Parcours  auf Einladung von ( www.kunstraeume-leipzig.de )

KunstRäumeLeipzig e.V. wurde 1999 gegründet. In Zusammenarbeit mit Künstlern werden Geschichte, Zukunft und Veränderung von Orten erlebbar gemacht. Einmalig im deutschsprachigen Raum ist die Art der Auseinandersetzung mit erstarrten und beweglichen Formen in Kunst und Gesellschaft.

 

Auf dem Weg nach Peking

Das „Sportprojekt Schneller-Höher-Weiter“ wurde 2008 auf dem ehemaligen Areal des Schwimmstadions in Leipzig aufgeführt.

Dieses raum4-Projekt wurde von Regisseur Ulrich J. Hüni erarbeitet und inszeniert und entwickelte sich in Koproduktion mit dem Kunsträume Leipzig e.V. In Vorbereitung und kontextueller Verbindung zu den damaligen Olympischen Spielen in Peking 2008 entstand eine Performance in drei Akten, die den sportlichen Wettkampf in seinen historischen, medialen und (gesundheits-)politischen Facetten thematisierte.

Das Gelände des ehemaligen Schwimmstadions in Leipzig, auf dem in der Vergangenheit große Wettkämpfe stattfanden, existiert heute nur noch als Brache und verfallener Bautenrest. Das Bespielen dieses Ortes schuf zugleich eine Erinnerung an die lebendige Sportvergangenheit Leipzigs und somit einen Beitrag zur Förderung regionaler Identität.

Fotos: Uwe Frauendorf

Textausschnitte (Text: Ulrich Hüni):

 

M    Also, ganz bestimmt nicht. Ganz bestimmt nicht. Niemals!

A    Wie kommen Sie überhaupt dazu?

D    Wir können ihnen leider nichts sagen, das tut mir auch leid.

E    Kein Kommentar.

C    Keinesfalls.

F    Das können sie nicht von uns verlangen

B    In dem Ton schon mal gar nicht. Das tut uns leid, aber so einen Ton kann man nur ablehnen.

D    Das ist wirklich nicht persönlich gemeint. Aber wir werden schweigen.

C    Sehen sie es uns nach, wenn wir keine Fragen zu diesem Thema beantworten können.

B    Solche Fragen sind verletzend!

A    Allerdings!

M   In dieser Hinsicht sind unsere Lippen versiegelt. Wir wissen was sich gehört.

A    Und auf diese Art und Weise schon mal überhaupt nicht!

B    Respektlos nenne ich das. Wir haben Achtung vor    dem Beruf anderer Menschen. Aber das hier, das hat keine Achtung.

D    Keinen Anstand.

E    Sittenlos ist das!

A    Wie über uns hergefallen wird.

B    Da lach ich mir doch den Arsch ab, hier! So was von respektlos!!

C    Entschuldigen Sie, aber da möchten wir jetzt wirklich nicht drüber reden.

D    Wieso müssen wir eigentlich immer darüber reden?

A    Das ist unfair und abwegig.

E    Entschuldigung, da werden wir nicht drauf antworten.

F    Da können wir nicht drauf antworten.

Hase:

Lauft auch! Lauft schnell, lauft langsam, aber bewegt euch!
Egal wer vor euch läuft.
Und es läuft immer einer vor euch.
Seht, wie es bei mir ist: 
Vor mir liegt komischerweise immer 
die Silhoutte meines pieksenden Konkurrenten. 
Ich verstehe nicht ganz, wie sie dahin kommt, 
aber eigentlich ist das auch egal. 
Das stachelige Auf und Nieder vor Augen,
kann ich nicht müde werden. 
In mir die Gewissheit, daß ich schneller sein kann, 
fast beflügelt mich dieser rasende Igel sogar. 
Und ich komme in Schwung mit mir selbst, 
ich werde schneller, immer schneller und immer schneller, – 
Die Landschaft schaut zu, grüne Pflanzen spenden Beifall, 
der Himmel neigt sich und leuchtet blau mir meinen Weg!
Ich bin voll in meinem Element und rausche durch die Landschaft.
Das ist wunderbar. Das ist besser als Grundmanns Möhrenkuchen!
Das ist der Flow, wie ihn der unaussprechliche Mihaly Czikszentmihaly beschreibt.
Und mein(e) Freund, der Sysiphos, der kennt das auch. 
Der sagt, das hat er immer, wenn er den Stein den Berg raufschiebt. 
Und deshalb lässt er ihn immer gleich wieder runterrollen. 
Das fand ich erst ja vollkommen bescheuert, aber jetzt , 
seit meiner Bekanntschaft mit dem Igel ist das anders. 
Ich versteh den Freund und suhle mich in meiner Anstrengung,
Der Weg ist alles und die Erfüllung ist kolossal!
Ich sage euch, ihr solltet auch hinter einem Igel herrennen, 
Jeder sollte hinter seinem Igel herrennen!
Kommt runter und macht euch auf die Socken. Es lohnt sich!