Schöner Scheitern

(2005)

Der szenische Essay, inszeniert von Ulrich Hüni für „Heimat Moderne“, entpuppt sich als charmanter Schwindel …steckt großartiger Bühnenstoff darin. „schöner scheitern“! (…). Die Schauspieler wurden gecastet. Sie sind ein Stück zu alt, (…) und sie sind wunderbar als Existenzen am Rande des Arbeitsmarkts. Schauplatz ist die Galerie für Zeitgenössische Kunst. Hierhinein hat Caroline Bittermann ein hyperrealistisches Bühnenbild verpflanzt: Ein Kleingarten-Idyll mit echtem Rasen, lebendigem Ziervogel, frischen Würstchen und fast realer Datsche. (…) Man trinkt, isst, lauscht dem kauzigen Ritter – Abgedrehte wie er haben in Zeiten wie heute Konjunktur –, trinkt, verliert die Kontrolle. (…) Den Rest zertrümmert ein plötzlich auftauchender Hausmeister (Frank Siebers), ein Anwalt der wirklich Gescheiterten. Er weiß: „Wenn Du den [ganzen Mist] da reinstellst in die Galerie, ist es von vornherein Beschiss.“ Das ist eine der schönsten Stellen des Stücks. (…) Denn natürlich ist auch die Mär vom „schöner scheitern“ nur ein von Kulturfuzzis ersonnener Schwindel. Ein erfolgreicher, wie der Premierenapplaus bewies.

Produziert von raum4 und der Kulturstiftung des Bundes. Im Rahmen von HEIMAT MODERNE, EXPERIMENTALE 1, Leipzig 2005